Die Marine klagt aktuell über fehlenden Nachwuchs: Von knapp 15.000 militärischen Dienstposten blieb im letzten Jahr jeder fünfte unbesetzt. Die Herausforderungen aber wachsen.
Högl fordert, künftig mehr Geld nicht nur in Material zu investieren, sondern auch in Personal.
Quelle: dpa
Besuch aus Berlin ist da und die Kommandeurin des 3. Minensuchgeschwaders in Kiel freut sich, dass die Wehrbeauftragte des Bundestages, Eva Högl, auf das Minenjagdboot "Dillingen" kommt. Kann sie so doch den Alltag ihrer Mannschaften nach Berlin vermitteln.
Denn der hat sich verändert seit dem Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine, seit immer öfter russische Schiffe am Horizont zu sehen sind, die den Deutschen nicht geheuer sind.
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Die Ostflanke überwachen sie hier, berichtet Inka von Puttkamer. Statt Minen zu suchen, zu finden und zu zerstören, ist heute ihr Fokus, ein Unterwasserlagebild zu erstellen.
Es gilt, kritische Infrastruktur wie Unterwasserkabel zu schützen. Und Präsenz sowie den russischen Einheiten zu zeigen "wir sind da".
Für die Soldaten heißt das, dass sie ihr Handwerk noch sehr viel realer aufgrund eines greifbaren Grundes ausüben können.
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Inka von Puttkamer, Kommandeurin
Weniger pathetisch formuliert es einer der Soldaten auf der "Dillingen": "Wir wollen die wissen lassen, dass wir da sind und dass sie eben nicht tun können, was sie wollen."
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Herausforderungen wachsen, aber das Gerät ist alt
Es sind neue Aufgaben für die "Dillingen" und die anderen neun Minenjagdboote des Geschwaders. Doch Material und Personal wachsen nicht mit.
"Ich sehe eine große Schere aufklaffen", sagt Kommandeurin von Puttkamer, "zwischen den Aufträgen, die wir haben, die mehr geworden sind und auf der anderen Seite dem wenigen Personal und schlechter werdendem Material. Und das Personal muss sich weiterhin so motivieren, dass sie den Aufträgen nachkommen." Es sei eine ständige Gratwanderung, die Leute bei der Stange zu halten.
Das Minenjagdboot "Dillingen" feiert dieses Jahr 30. Geburtstag. Es instand - kriegstüchtig - zu halten, erfordert den Technikern immer größere Kreativität ab. Vor allem Ersatzteile fehlen:
Manche Teile gibt es so in der Art gar nicht mehr, da muss dann natürlich vornehmlich bei anderen Booten geguckt werden, dass das rangeschafft wird.
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Soldat der "Dillingen"
Die Boote, die aktuell gefordert sind, sollen bereit sein. Die Kommandeurin ergänzt: "Der Austausch von Anlagen birgt ja immer die Gefahr, dass man da in eine alte Hülle eine neue Elektronik reinsteckt, die möglicherweise nicht beide miteinander korrespondieren."
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Personalknappheit schwieriger zu beheben als Materialmangel
Doch alles neue Material würde nichts nutzen, wenn der Personalmangel nicht gelöst wird. Davon ist die Teilstreitkraft Marine besonders betroffen. Seefahrt gilt als wenig attraktiv: Lange Einsätze weg von zu Hause, eng das Leben an Bord.
Entsprechend sind viele Stellen unbesetzt. Und so müssen einige Soldaten - beispielsweise die, die die Sonargeräte bedienen, immer wieder ran.
Kommandeurin von Puttkamer: "Das sind vor allem ganz spezielle Qualifikationen, die mir fehlen. Und das wirkt sich so aus, dass Einzelne über die Boote springen und wenn sie eingelaufen sind, direkt wieder mit dem nächsten Schiff auslaufen."
Und manchmal hängt das Auslaufen an einer einzelnen Qualifikation. Und wenn der oder die nicht da ist, wenn ich den oder die nicht verfügbar habe, dann kann das ganze Boot nicht auslaufen.
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Inka von Puttkamer, Kommandeurin
Überlastung ist die Folge, viele kehren der Marine den Rücken. Die Wehrbeauftragte Eva Högl fordert, künftig mehr Geld nicht nur in Material zu investieren, sondern auch ins Personal: "Weil diejenigen, die hier hochmotiviert, bestens ausgebildet ihren Dienst leisten, wollen gerne auch noch verlängern. Und sie brauchen eine Perspektive, zum Beispiel Berufssoldat oder Berufssoldatin zu werden. Sie brauchen gute Rahmenbedingungen für ihren Dienst, und darum wird es in Zukunft gehen."
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Es braucht neue Ideen
Es ginge um eine passende Honorierung, um Zulagen, sagt Högl, aber auch um bessere Rahmenbedingungen. Die Mannschaft der "Dillingen" probiert in zwei Modellprojekten gerade zwei aus: Zum einen können sie in einer Viertagewoche auf See angesammelte Überstunden abbauen. Zum anderen ist nun erlaubt, auch im Heimathafen Kiel an Bord zu übernachten.
Nach Dienstschluss darf der komplette Wohnbereich mit den Schlafdecks, Kammern und Messen genutzt werden, genau wie Spielekonsolen, Fernseher und die Werkstatt für Bastelarbeiten. Praktisch ist das und stärkt zudem die Bindung zwischen Mannschaft und Boot.
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Material ohne Personal ist nichts wert - das ist die Botschaft, die die Wehrbeauftragte mit nach Berlin nimmt. Wo am Freitag im Bundesrat über viel mehr Geld für die Bundeswehr entschieden wird.
Eva Högl hofft, dass Personal ganz oben auf die Prioritätenliste der Verhandlungsführer gesetzt wird, die in den Koalitionsgesprächen über die Verteilung der Mittel beraten werden.
Ines Trams ist Korrespondentin im ZDF-Hauptstadtstudio in Berlin.
Quelle: dpa
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